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Testbericht der ATALANTE 3

in der HIFI TEST

Das doppelte R

Wie oft kommt es vor, dass auf dem wirklich übervollen Lautsprechermarkt eine neue Marke auftaucht, die aus dem Stand alles richtigzumachen scheint? Willkommen Revival Audio.Vorneweg lassen Sie es mich so sagen: nur wenn richtige Profi s am Werk sind, kommen Produkte wie die von Revival Audio heraus. Wahrscheinlich können Sie sich nicht vorstellen, wie oft wir von (Pseudo)-Herstellern angesprochen werden, die angeblich die Lautsprecherwelt mit ihrem Produkt – oft ist es nur eines- revolutionieren wollen. Da aber die Vertriebe, mit denen wir gerne zusammenarbeiten, dieses „Angebot“ für uns filtern, konnten wir darauf vertrauen, dass Stefan Becker von bt Hifi uns etwas richtig Feines liefern würde.Revival AudioDie Firma Revival Audio ist neu und besteht im Kern aus zwei Machern.

Der eine ist für die Lautsprecherentwicklung verantwortlich und allein diese Personalie ist eine kleine Sensation. Der Elsässer Daniel Emonts baute mit 14 Jahren seinen ersten Verstärker und ein Jahr später den ersten Lautsprecher, bevor er diese Leidenschaft zum Beruf machte. Allerdings stand Musik bei ihm immer an erster Stelle und nicht die Technik, wie er mir mit einem Augenzwinkern erzählte: “Die Passion für Lautsprecher fängt bei mir natürlich mit Musik an und nicht umgekehrt. ZuHause „nervte“ unser Vater mit Musik von seinen “4B“-Lieblings Musikern (Bizet, Beethoven, Jaques Brel und Georges Brassens). Wir Teenager waren mehr für die Rolling Stones, L ed Zeppelin, Pink Floyd und Deep Purple. Als mein Vater im Urlaub war, habe ich mal eben seinen Braun Schneewittchen Sarg auseinandergenommen, um zu „gucken“, was da drin war und wie das funktioniert. Habe ich nie wieder zusammenbekommen, mein Vater war natürlich sauer, aber für ihn gab es nun einen Grundmeine Mutter zu überreden, eine Bang & Olufsen Anlage zu kaufen.“ Ich liebe solche Geschichten, weil sie auch in unserem Audio- und HiFi-Leben vorkommen und Produkte menschlich machen können.Daniel Emonts und Jacky LeeNach einem verwinkelten und spannenden Leben kommen schließlich die entscheidenden Stationen, weswegen man Daniel Emonts kennt: Focal und Dynaudio. Für Focal hat er unter anderem die Electra Be2 und die Utopia EM Serie entwickelt. Bei Dynaudio arbeitete von Januar 2016 bis September 2021 als Chef Akustiker. Chassis-Serien wie Esotar oder Evoke oder die Contour-Lautsprecher gehen aufsein Konto. Sein Partner Jacky Lee ist der Marketingmann und ich kann gar nicht laut genug applaudieren, dass die beiden eine derart perfekte und ideale Arbeitsteilung betreiben, was man an jeder Stelle der Kommunikation und Fertigung ablesen kann. Allein das Logo mit dem doppelten R, das in Zusammenarbeit mit dem A+A COOREN DESIGN STUDIO in Paris entstand, spricht Bände. Lee war jahrelang COO bei Dynaudio, woher er und Daniel sich kennen. Allerdings ist Dynaudio seit der Übernahme 2014 auch nicht mehr das Unternehmen früherer Jahrzehnte, aber das ist eine andere Geschichte. Offi ziell existiert Revival Audio seit Anfang 2022, begonnen haben die beiden natürlich schon früher.

Technologien Die Revival-Idee mit diesem zeitlos-klassisches Look ist das eine, moderne Technologien sind das andere und machen aus dieser Firma etwas ganz Besonderes. Stellvertretend dafür kann der Tiefmitteltöner der Atalante 3 stehen. Für seine Membran wählte Emonts ein sehr ungewöhnliches Material, das mir aus dem Chassisbau auf Anhieb nicht geläufig g ist: Basalt. Basalt oder Basaltlava entsteht aus erkalteter Lava, gilt als nachhaltig und recycelbar und besteht eben nicht wie andere Membranmaterialien aus Erdölprodukten. Es ist leicht, steif und hat durch seine poröse Struktur eine große Oberfläche. Aber mit Basalt alleine lässt sich noch keine Membran bauen. Also entwickelte Emonts das sogenannte BSC-Sandwich (Basalt Sandwich Construction) mit Basaltfasergewebe als Deckschicht, die da-durch natürlich auch optisch dominiert. In die Mitte kommt dann eine dämmende Schicht aus einem Polymerklebstoff und Filz. Und zuunterst ein speziell angepasster Konus auf Schaumstoffbasis. Der massive, asymmetrische Aluminium-Druckguss-Korb mit seinem wirklich gigantischen Ferritmagneten erinnert mich an Modelle von Goodmans oder Electro Voice aus den 60er und 70er Jahren. Die Aufhängung ist ebenfalls sehr speziell und aufwendig am Computer simuliert, die Zentrierspinne besteht aus Aramidfasern. Der Hochtöner erinnert mich in manchen Details und Prinzipien an die Dynaudio-Modelle, die Daniel Emonts entwickelt hat. Auch er bekam einen ungewöhnlich kräftigen Ferritmagneten sowie eine abschließende Resonanzkammer auf der Rückseite spendiert, was für Ruhe sorgt. Deren Dimension hat Emonts so simuliert, dass sie mit möglichst wenig Dämmung auskommt. Die Kalotte produziert Kurt Müller in Krefeld. Die Weiche ist mit den gehörmäßig besten Teilen bestückt. Emonts achtet zum Beispiel bei den Kondensatoren auf hohe Spannungsfestigkeit und damit geringe Verluste, was dem Klang zugutekommt. Der Abschwächungswiderstand ist bifilar gewickelt und induktionsfrei. Alle Kondensatoren im Signalweg sind Folientypen, die Platine aus Epoxy mit 70u Kupferauflage. Die mit nur 16 mm recht dünnwandigen Gehäuse sind hervorragend verarbeitet und mit Polyesterwatte sehr gezielt gedämmt. Der umlaufende Furnierstreifen aus einem abweichenden Holz mit dem Revival Audio Logo setzt einen wunderschönen optischen Akzent und die zweiteiligen, magnetisch gehaltenen Abdeckungen sind ebenfalls todschick. Zwischen Gehäuse und Stellfläche werden Entkopplungsscheiben verschraubt. Man kann die Atalante 3 natürlich auch nur mit den Entkopplungselementen auf eine Stellfläche seiner Wahl platzieren. Die Höhe der Ständer ist ungewöhnlich, Emonts will damit Laufzeitunterschiede ausgleichen. Entwickelt und finalisiert werden die Lautsprecher im Elsass.

Klang

Auch wenn die Revival Audio Atalante 3 Lautsprecher mit sehr hohem Sachverstand entwickelt wurden, ausgezeichnet verarbeitet sind und richtig toll aussehen, heißt das noch lange nicht, dass sie auch gut oder gar toll klingen. Tun Sie aber und wie. Eigentlich aus dem Stand heraus stellte sich ein extrem unangestrengter, freundlich detaillierter und zum Langzeithören einladender Klang heraus. Dabei stand vor allem die unangestrengte, so natürliche Wiedergabe im Vordergrund. BonIvers Debütalbum kenne ich in- und auswendig und erlebe eine Art Surroundsound bei dieser so intimen Musik, der aufs Konto des irren guten Rundstrahlverhaltens der Atalante 3 geht. Auf „The Wolves“ höre ich ernsthaft eine neue Stimmspur: wo war die bisher? Den frühen Bluesrock von Fleetwood Mac kann ich mit erstaunlichen Pegeln so genießen, als wäre ich live dabei. Dabei leistet sich die Atalante 3 keinerlei Aggressivitäten, klingt geschmeidig und vor allem ehrlich, sprich sie scheint nichts zu unterschlagen, entlarvt aber auch schlechte Aufnahmen. Ihre geringe Größe verspielt sie vollkommen, wie das auch eine gute LS3/5a kann. Ihr Bass hat eine wunderschön farbige, satte Qualität und geht erstaunlich tief in den Keller, was ich bei Lady Blackbird feststelle, deren ergreifend schöne Stimme außerdem in einem fast schon gespenstisch großen Raum zum Leben erwacht.

Fazit: Wären nur alle Newcomer so. Optisch und klanglich eine Wucht schaffen die Revival Audio Atalante 3 den perfekten Spagat zwischen Historie und Jetztzeit. Ganz großes Kino.

Christian Bayer

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