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Das Lautsprecher Jahrbuch 2023

hat die A5 getestet

Ein guter Freund
Stellen Sie sich vor, Sie liegen auf ihrer Couch, hören Musik und träumen so vor sich hin. Von früher, von Ihren ersten HiFi-Geräten und doch noch einmal von einem größeren Lautsprecher. Und als Sie die Augen öffnen, steht sie da, die Revival Audio Atalante 5.

Herkunft
Das Elsass ist eine bemerkenswerte Gegend. Als ständiger Wanderpokal zwischen Deutschland und Frankreich wechselte die Region alleine zwischen 1850 und 1950 viermal ihre politische Zugehörigkeit und in ihrer Geschichte endlos oft ihre Grenzen. So erzählte mir ein Audiofreund aus dem angrenzenden Lothringen, dass sein Großvater nur Deutsch und kein Französisch sprach. Ich fi nde es nicht weiter verwunderlich, dass dort starke Persönlichkeiten und außergewöhnliche Individuen heranwachsen, als bestes Beispiel sei der legendäre Zeichner Tommy Ungerer genannt. Daniel Emonts ist auch so jemand:
Elsässer und auch Weltbürger hat ihn sein Berufsleben doch vom Elsass aus in verschiedene Positionen der Lautsprecherindustrie weltweit gebracht und schließlich zurück ins Elsass. Seine berühmtesten Stationen waren Focal und Dynaudio, wo er auch Jacky Lee kennenlernte, einen taiwanesischen Marketingfachmann- und Strategen, der in der Schweiz lebt. Lee arbeitete unter anderem auch für IBM and L’Oréal und nachdem beide Dynaudio den Rücken gekehrt hatten, wollten sie ihr eigenes Ding machen. Und das tun sie mit Bravour, denn selten hat eine neue Firma sich so gut präsentiert, was daran liegt, dass beide genau das tun, was sie am besten können. Und das können sie richtig gut. Nach meiner ersten Begegnung mit der kleinen Atalante 3 durfte ich nun den großen Bruder unter die Lupe nehmen. Daniel Emonts schrieb mir zur Namensfi ndung: “Der Name Atalante hat übrigens nichts mit der griechischen Mythologie zu tun, das ist einfach der Name eines der besten und schönsten Sportautos der 30 Jahre: dem Bugatti Typ 57S “Atalante”, 10 min von mir entfernt in Molsheim entstanden.“ Man soll sich aber von dieser Hommage ebenso wenig täuschen lassen, wie vom Markennamen Revival Audio. Emonts ist zwar tief in der Historie verwurzelt, schaut aber technologisch nach vorne und hat diverse eigene Technologien entwickelt.

Lifestyle, mit dem sich leben lässt. Sowohl auf ihren Ständern, als auch wie später zu sehen ohne machen die Atalante 5 einfach eine großartige Figur

Die Atalante 5, eine Atalante 7 ist übrigens auch in Planung, ist ein echter 3-Wege-Lautsprecher. Oben löst eine sogenannte RASC 28mm Kalotte fein auf, während der RASC 75mm Mitteltöner an die berühmte Bärennase von ATC erinnert, die ATC nicht mehr an die Konkurrenz liefert und die heute noch von VOLT Audio gebaut wird – und von Revival. ATC hat in gewisser Weise ihren Ruf mit diesem Chassis begründet, das die Engländer 1976 auf den Markt brachten und das allen Konventionen spottete. Diese Riesenkalotte agiert fast schon wie ein Breitbänder, da sie sehr tief bei ein paar Hundert Hertz ankoppeln und locker bis 3kHz hinauf spielen kann und das bei hohen Pegeln und niedrigen Verzerrungen. Insofern ist die Wahl sehr nachvollziehbar und ich frage mich, warum nicht mehr Firmen diesen Weg gehen. Alle Chassis sind von Daniel Emonts designt und werden von Partnern in Asien gefertigt.

Die Hochtonkalotte, die übrigens Dr. Kurt Müller in Krefeld fertigt, schwingt mit einer
asymmetrischen Sicke zur besseren Schallverteilung, was schon bei der kleinen Atalante 3 mit demselben Hochtöner herausragend gut funktioniert hat. Die Membran wird durch eine spezielle, patentierte und in hunderten Stunden herausgehörte Beschichtung namens RASC veredelt, die ihr eine besondere klangliche Geschmeidigkeit verleihen soll, was ich bestätigen kann. Sowohl Hoch- als auch Mitteltöner werden von besonders starken Ferritmagneten angetrieben und haben eine rückwärtige Antiresonanzkammer namens ARID (ARID + beim Mitteltöner). ARID bedeutet ausgeschrieben „Anti Resonance Inner Dome“ und meint die Unterdrückung rückwärtiger Schallanteile und Resonanzen, die sie zu 95 % absorbieren und scheint perfekt zu funktionieren, denn beide Treiber klingen exemplarisch sauber. Das „+“ beim Mitteltöner bezieht sich übrigens auf eine rückwärtige Membran in der „Kammer“, welche die Resonanzen und deren Strömung so kontrolliert, dass keine Bedämpfung nötig ist und der Mitteltöner zwischen 400Hz und 5kHz sauber wie ein idealer Kolben schwingt. Ein komplett eigenes Revival Audio Design ist der sogenannte BSC-Tieftöner, was Basalt Sandwich Construction bedeutet. Ihn würde ich als echtes Novum bezeichnen, da ich mich an kein vergleichbares Chassis erinnern kann.

Seine 30 cm Membran bietet laut Emonts die beste Balance aus Steifigkeit und Leichtigkeit. Außerdem sorgt ihr besonderer Materialmix aus Basaltfasergewebe, Polymerklebstoff, Filz und Schaumstoffbasis für eine ausgezeichnete Dämpfung, was zu einem geschmeidigen Ansprechen mit toller Dynamik führen soll. Der sehr massive und tief bauende Korb aus Aluminiumdruckguss mit seinem riesigen Ferritmagneten erinnert mich an Electro Voice- oder Goodmans-Modelle aus den 70er Jahren. Daniel meinte, das sei Zufall, sie hätten sich nicht davon beeinfl ussen lassen. Typischer Fall von unbewusster Entscheidung – zumal bei einer Firma namens Revival Audio. Gerade der Bass bringt die Revival-Audio-Idee auf den Punkt: klassischer Look, moderne Ideen. So ist auch die spezielle Aufhängung der Bässe aufwendig am Computer simuliert, die Zentrierspinne besteht aus Aramidfasern. Die mit 19 mm um 3 mm dickeren Gehäusewände
als die der Atalante 3 sind wunderschön verarbeitet und furniert und mit dem umlaufenden Streifen aus einem abweichenden Holz mit dem Revival Audio Logo optisch unverwechselbar. Zwischen Gehäuse und Stellfläche kann man, wie bei der Atalante 3, Entkopplungsscheiben schrauben und sie damit fest mit ihren Ständern verbinden.

So sieht der Atalante 5 einfach auch richtig cool aus: durch das leicht nach hinten geneigte kann er direkt auf dem Boden stehen

Oder man stellt sie, was ich besonders lässig finde, auf den Boden. Dann wird vorne ein abgeflachtes Rundholz eingeschraubt, damit sie ein wenig nach hinten geneigt optimal abstrahlen kann. Man hat hier etwas bedacht, was es bei der Klipsch Heresy als „riser“ (Erhöher) nur optional gab. Ich sag’s ja, die Jungs haben an alles gedacht und wirklich clevere Produkte auf den Markt gebracht.

Hier sieht man das Single-Wiring-Terminal und vor allem die beiden Bassreflexrohre, die sich je nach Raum und Hörgeschmack sauber abdichten lassen


Zwei Bassreflex-Stopfen können bei Bedarf die entsprechenden Rohre verschließen. Ich mag das, denn zu wenig Bass haben die Atalante 5 garantiert nicht. Die 12db-Weiche ist mit so wenigen Bauteilen wie möglich bestückt, um Verluste zu vermeiden und einen guten Wirkungsgrad zu erhalten.

Der Klang

Ach, klingen die schön. Damit könnte ich es einfach belassen, aber das wäre ja auch nicht richtig. Die Atalante 5 klingen wie ein warmes Wohnzimmer samt Kaminfeuer, das einem das Leuchten in die Augen bringt, gespickt mit einem guten Glas Crémant. Aber der Reihenfolge nach. Auch wenn Sie die 70er Jahre hifi technisch weder direkt noch indirekt erlebt haben, dürfen Sie mir vertrauen, dass in der Atalante 5 das gesamte Wohlgefühl dieser Ära steckt, verbunden mit einer Verzerrungsfreiheit und damit verbundenen Sauberkeit, die es so damals nicht gab. Dennoch klingen die Lautsprecher nicht übermäßig warm, sie versprühen eben auch den Elan und die Frische eines schönen, perlenden Glases Crémant Sekt aus dem Elsass. Für meine Klangbeispiele und unseren Hörraum habe ich beide Bassrefl exrohre mit den mitgelieferten Stopfen verschlossen, denn so klang der Bass präziser. Das „European Konzert“ des Modern Jazz Quartet habe ich mir zum ersten Mal an einem Stück angehört – vier Plattenseiten. Schon der Opener „Django“ von John Lewis leuchtet, swingt und groovt wunderschön. Dexter Gordons grandiose Blue Note Scheibe „A Swingin´ Affair“ klingt bereits leise super, für mich ein K.-o.-Kriterium bei der Beurteilung von Lautsprechern. Und die Atalante 5 kann mit erstaunlicher, unverzerrter Dynamik eine Clubatmosphäre erzeugen, die ich ihr auch zugetraut habe. Auch Pharoah Sanders erscheint mir livehaftig auf „Shukuru“, sein erdig-weicher Ton genau wie die große Trommel, die richtig Druck macht. Später höre ich zwei Lieblingsplatten. Zum einen Mark Murphys „September Ballads“ mit seinem Traumgesang, der so zart, fein, edel und groß klingt. Und spätestens als mich „Purple Rain“ von Prince mitreißt und in die 80er Jahre zurück beamt, bin ich zum Fan dieses herrlichen Lautsprechers geworden.
Christian Bayer

Fazit
Wie ein guter Freund hat sich die Revival Audio Atalante 5 in mein Herz gespielt und ich habe dein Eindruck, ich werde nicht der Einzige sein. Selten ist ein Neustart im hart umkämpften Lautsprechersegment so gut geglückt wie mit dieser Marke und diesem Modell, das Nostalgiker ebenso glücklich macht, wie Elektrodancer. Neben ihrem famosen Klang und dem zeitlos kultigen Aussehen hat sie zudem ein Preis-Leistungs-Verhältnis, das die Konkurrenz erst einmal erreichen muss.

3 Gedanken zu „Das Lautsprecher Jahrbuch 2023“

  1. Ascoltate sia le 3 che le 5
    Mi hanno impressionato entrambe.
    Chiaro la 5 é straripante di energia ma con un guanto di velluto. Molto pathos…convinto..il mio finale Rowen sará suff.?
    Rapp. Q/P ottimo.saluti

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