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HIFI Statement Testbericht S3

Revival Audio Sprint 3

17.10.2023 // Finn Corvin Gallowsky

Mit Revival Audio betritt ein neuer Lautsprecherhersteller die HiFi-Bühne. Während die Atalante-Serie das Machbare ausloten möchte, ist die Sprint-Serie ein Angebot an Einsteiger. Der Kompaktlautsprecher Sprint 3 ist mit Abstand der bisher günstigste von mir getestete Lautsprecher. Weniger Spaß hatte ich mit ihm trotzdem nicht.

Ich habe mich bewusst für das günstigste Modell von Revival Audio für diesen Test entschieden. Um einen Lautsprecher mit einem besonders kompetitiven Preis zu konzipieren, bleiben nicht viele Möglichkeiten. Die Bauteilqualität kann nicht unendlich hoch sein und man muss als Entwickler Einschränkungen hinnehmen. In einem entwicklergeführten Unternehmen ist der Spielraum möglicherweise etwas größer, da man selbst die Entscheidung treffen darf, auf eine größere Gewinnspanne zu verzichten, um höher qualitative Bauteile einsetzen zu können. Zu verschenken hat ein gerade in den Markt startendes Unternehmen natürlich trotzdem nichts. Deshalb korreliert meiner Meinung nach das günstigste Modell unmittelbar mit der Kreativität, der Leidenschaft und dem Können der Entwickler. Im Falle von Revival Audio ist dies nur ein Mann. Daniel Emonts, geradezu ein Veteran der Szene, hat unter anderem schon für Altec Lansing, Focal oder Dynaudio entwickelt. Wenn also jemand mit einer solchen Reputation gemeinsam mit nur einer weiteren Person, dem Marketing-Spezialisten Jacky Lee, eine Marke gründet, schießt meine persönliche Erwartung nach oben.

Die Sprint 3 ist ein Zweiwegesystem mit einer 28 Millimeter Hochtonkalotte und einem mit 18 Zentimetern bereits eher großzügig bemessenen Tiefmitteltöner. Dementsprechend soll sie von 55 bis 22.000 Hertz spielen und mit einer guten Empfindlichkeit von 87 Dezibel aufwarten. Die augenscheinlich nicht glatte Frontplatte optimiert die Charakteristik der zwei Chassis deutlich. Insbesondere im Hochton ist eine stabile und gleichmäßige Abstrahlung auch abseits der Hauptachse nicht nur Revivals Messung zu entnehmen, sondern auch im Hörraum nachvollziehbar. Kantenbeugungseffekten im Tiefmitteltonbereich soll durch die von Revival „Elytron“ getaufte Front ebenfalls entgegengewirkt werden. Sowohl Tiefmitteltöner als auch Hochtöner sind eigene Entwicklungen. Der Hochtöner verfügt über eine rückwärtige Absorptionskammer und eine asymmetrische Kalottenaufhängung, die das Abstrahlverhalten optimieren soll. Die Tieftönermembran ist in Sandwichbauweise konstruiert und besteht aus Basaltfasergewebe, Klebstoff, Filz und Schaumstoff. Mal abgesehen davon, dass Basalt laut Revival Audio bisher noch nicht als Werkstoff im Treiberbau verwendet wurde – auch mir ist dies nicht bekannt – ist die zugrundeliegende Treibertechnologie von Hoch- und Tiefmitteltöner nicht bahnbrechend neu, aber zeigt, welch genaue Vorstellungen Daniel Emonts bei der Entwicklung hatte. Für beide Treiber kommen handelsübliche Ferritmagnete zum Einsatz. Auch wenn in High-Tech-Treibern oft Neodym eingesetzt wird, sind Ferritmagnete ihnen, richtig eingesetzt, nicht unbedingt unterlegen. Das Zitat „Revival Audios Philosophie bei der Entwicklung von Frequenzweichen ist, dass man keine Philosophie hat!“ von der B&T-hifi-Website halte ich für äußerst zutreffend. Die Weichenkonstruktion wird nach Gehör feingetunt und die Ergebnisse messtechnisch validiert. Beides ist meiner Meinung nach ein Muss. Weiter heißt es: „Es werden so wenige Bauteile wie möglich verwendet, aber alle, die benötigt werden.“ Auch dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

An der Gehäuseverarbeitung ist für einen Lautsprecher dieser Preisklasse wenig auszusetzen. Der Eichenlook meiner Testlautsprecher entspricht meinem persönlichen Geschmack zwar nicht, aber es stehen ja noch Walnuss und schlichtes Schwarz zur Auswahl. Schwarz wäre – denke ich – die eleganteste Option, da die Holzoptik nicht die Tiefe eines echten hochwertigen Furniers erreicht. Bei einem flüchtigen Blick aus der Ferne fällt das nicht weiter ins Gewicht, zumal die Elytron-Frontplatte das Design der Sprint 3 prägt. Sie wird magnetisch gehalten und kann abgenommen werden, um von der Rückseite eine Stoffabdeckung für den Tiefmitteltöner anzubringen – eine kluge Lösung. Die Haptik der Front mutet wenig exklusiv an, aber sobald sie wieder an ihrem Platz sitzt, wirkt sie optisch umso hochwertiger und lässt die haptische Plastikanmutung schnell vergessen. Gerade gemeinsam mit dem hochglänzenden Revival-Logo und der ungewöhnlichen, aber satten Membranfarbe des Tieftöners versprüht sie einen Charme zwischen Retro und Moderne.

Selten war die Aufstellung so schnell abgehandelt wie mit den Sprint 3. Auf meinen ausgegossenen Metall-Speakerstands machen sie auf derselben Position wie meine eigenen Lautsprecher sofort eine gute Figur. Raumbedingt wie immer eher nah an Rück- und Seitenwänden in einer tonstudioähnlichen Nahfeldaufstellung leicht eingedreht auf den Hörplatz. An dieser Stelle zeigt sich nochmals die Effektivität des Elytron-Waveguides. Eine penibel genaue Aufstellung ist nicht notwendig, um dem Lautsprecher ein gleichmäßiges Mittelhochtonspektrum und eine überzeugende Abbildung zu entlocken.

„The Samurai Who Decided to Die“ von Friedmann Witeckas Album The Concert macht den Anfang und weiß ab der ersten Sekunde zu überzeugend. Die Sprint 3 stehen meinen eigenen Lautsprechern überraschenderweise in nicht viel nach. Das Stück wird ähnlich räumlich und einladend präsentiert. Während meine eigenen Lautsprecher speziell in den oberen Mitten über eine enorm hohe Auflösungsfähigkeit und Präsenz verfügen, agieren die Sprint 3 hier eher ein wenig zurückgenommen. Dadurch wirken sie weniger anspringend und vordergründig. Im Hochtonbereich holen sie dann wieder auf und bieten die Becken mit vollem Durchzug und viel Glitzer dar. Im Direktvergleich wirken die Becken auf meinen Lautsprechern sogar leicht matt, obwohl sie über das gesamte Hochtonspektrum insgesamt mehr Energie abstrahlen. Es scheint, als hätten die Sprint 3 ein Hochtontuning, das für etwas mehr Detailzeichnung sorgt, aber die Lautsprecher trotzdem nicht zu hochtonlastig klingen lässt. Natürlich fällt auf, dass die Instrumentenseparation nicht ganz so mühelos und beiläufig präsentiert wird wie bei meinen eigenen Dreiwege-Standlautsprechern, aber ein Verlust an Details findet effektiv nicht statt. Der Saitenklang von Friedemanns Gitarre lässt eine ganze Menge Feinheiten erhaschen und wird wunderbar ansatzlos sirrend abgebildet. Generell überrascht die beachtlich luftige Wiedergabe. Auch die Ablösung der Instrumente von den Lautsprechern ist gut. Einzig das Saxophon gerät etwas weniger organisch, als ich es von meinen eigenen Lautsprechern kenne.

Ähnlich gestaltet es sich beim nahezu gleich betiteltem Album In Concert von Dead Can Dance und dem Song „Opus“. Dass die verschiedenen Instrumente regelrecht eigene Tiefenebenen im Mix einnehmen, ist mit den Sprint 3 nicht wirklich raushörbar. Interessanterweise wirkt die absolute Bühnentiefe trotzdem nicht bedeutend kleiner und die Separation, vor allem auf der Stereobreite, der Instrumente ist auch bei diesem Stück durchweg gut. Die Stimmenabbildung ist etwas konzentrierter, dadurch wirkt Brendan Perrys Stimme stärker in den Gesamtklang der Aufnahme eingebettet und steht nicht ganz so frei im Raum wie ich es kenne. Grundlegend ist die vertraute Stimme mit all ihren Details abgebildet. Doch auch bei ihr vermisse ich ein Fünkchen Authentizität. Sobald ich mich an das Preisschild der Sprint 3 erinnere, habe ich aber überhaupt nichts mehr auszusetzen. Ich vergleiche sowohl vor Ort als auch aus meiner Erinnerung mit Lautsprechern, die mindestens das Doppelte bis Zehnfache kosten. Interessanterweise sagt besonders dieser Song sehr viel über die Wiedergabequalität eines Lautsprechers aus. Während er oft eher durchschnittlich und nicht sonderlich hochaufgelöst klingt, entlocken ihm Auflösungsboliden Details, die unter normalen Umständen verborgen blieben. Mit der Sprint 3 lässt sich bereits feststellen, dass diesem Musikstück Potential innewohnt und im Ansatz auch erhören. Für eine gänzlich freie Entfaltung und klare Identifikation der Qualitäten der Mischung fehlt es dann doch etwas an übergreifender Auflösung. Aber wie gesagt, speziell bei diesem Stück ist dies ohnehin nur echten Auflösungsspezialisten vergönnt. Dafür fällt mir der Bassbereich des 18er-Tiefmitteltöners sehr positiv auf: Er geht beachtlich tief in den Frequenzkeller, ist dabei von trockener Natur und agiert sehr präzise und kontrolliert. Trotzdem wirkt der Bass druckvoll und keinesfalls kraftlos. Eine Abstimmung die meinem persönlichen Geschmack sehr entgegen kommt. Für einen einzelnen Tieftöner in einer darüber hinaus eher preiswert konzipierten Box, vermag er eine durchaus plastische Abbildung zu erzeugen.

Um bei Stimmen noch einmal nachzugreifen, wähle ich Ola Gjeilos „Ave Generosa“ vom Winter Songs Album. Das Chorstück wird ebenfalls mit guter Auflösung dargeboten. Die Anbindung der Obertöne der Stimmen an ihren Grundtonbereich gerät besonders bei den Männerstimmen richtig knackig und gut durchhörbar. Durch diesen charakteristischen Übergang zwischen Mitten und Grundton, kommt ein gewisser Spaßfaktor in die Aufnahme, der mir auch bei anderen Musikstücken regelmäßig positiv auffällt. In dieser Hinsicht spielen die Sprint 3 tatsächlich etwas spektakulärer als meine eigenen Lautsprecher. Die Positionierung der Stimmen im Stereopanorama ist wunderbar stabil und die verschiedenen Sängerinnen und Sänger sind mit Leichtigkeit auseinanderzuhalten. Durch den leicht zurückgenommenen Klang der oberen Mitten strahlt die Akustik der St. Jude-on-the-Hill Church nicht ganz so opulent wie es möglich wäre. Allerdings bleiben Crescendi so auch etwas erträglicher. Durch die Verdichtung von Direktschall und Reflexionen in der Aufnahme an lauten Stellen, sind diese besonders anspruchsvoll für Lautsprecher und Gehör. Obwohl die Sprint 3 den Aufnahmen hier und da ihren Stempel aufdrücken, kann sich der individuelle Klang der jeweiligen Aufnahme sehr gut entfalten. Eine Fähigkeit, die durchaus nicht jeder Lautsprecher besitzt und die von einer gelungenen Abstimmung zeugt.

In „Rickover’s Dream“ von Michael Hedges Album Aerial Boundaries wird diese Fähigkeit auf die Spitze getrieben. Während die teilweise Flageoletttöne enthaltenden Akzente nahezu durch die Luft schneiden, schweben die leisen Töne ganz sanft und fließend aus den Treibern. Der Attack der einzelnen Anschläge ist in seiner Impulsivität und Energiedichte quasi gleichauf mit meinen Standlautsprechern. Was hier musikalisch abgeliefert wird, hätte ich den Lautsprechern dieser Form wirklich nicht zugetraut. Beim Hören verschiedener Genres denke ich einfach nur: „Jo, passt.“ Eine zwar nüchterne Feststellung, aber oft genug habe ich bei teilweise deutlich teureren Lautsprechern mit teilweise höchst beeindruckenden Fähigkeiten Teilbereiche gefunden, die bei bestimmten Genres oder Musikstücken negativ auffielen. Die Sprint 3 legt zwar keine höchst beeindruckende Fähigkeit an den Tag, aber bietet dafür auffallend solide Leistungen auf ganzer Linie.

STATEMENT

Die Revival Audio Sprint 3 zeigen, was möglich ist, wenn sich ein Topentwickler endlich den Traum einer eigenen Lautsprechermarke erfüllt. Details, Musikalität, Bühnentiefe, Basscharakteristik, Mittel- und Hochtonauflösung, Timing, Trennschärfe von Instrumenten: In keinem Bereich gibt es einen groben Schnitzer. Das macht die Sprint 3 nicht nur zu einem Kompromiss, sondern einer bodenständigen Überraschung mit Allroundtauglichkeit. Ein gelungener Einstand zu einem fairen Preis, der außerdem neugierig auf die Atalante 3 macht.

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