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Testbericht der ATALANTE 3 –

vom Lite Magazin

TEST: Revival Audio Atalante 3 – Retro-Design und audiophile Musikwiedergabe

Die französische Marke Revival Audio betritt nun auch die deutsche HiFi-Bühne. Der aktuell kompakteste Lautsprecher des (noch) übersichtlichen Portfolios ist die Atalante 3. Ein mit eigenproduzierten Chassis ausgestattetes, exklusiv gefertigtes Modell im Retro-Stil. Dieser Lautsprecher verspricht Flexibilität und er lässt sich um speziell für ihn entwickelte Stative erweitern. Das macht neugierig …

Verkehrte Welt, könnte man meinen. Während HiFi-Elektronikbausteine optisch wie technisch immer neuartiger werden, ist in der Lautsprecherwelt ein umgekehrter Trend zu erkennen. Immer mehr Hersteller bringen neue Modelle im Vintage-Style in ihr Portfolio. Für einige HiFi-Marken ist dieser Stil allerdings kein Trend, sondern eine modern ausgestattete Hommage an die goldene HiFi-Zeit. Bei Revival Audio ist diese Hommage sogar fest im Markennamen verankert. Aktuell hat die 2021 im Elsass gegründete Marke zwei Modelle im Programm: Die große Drei-Wege-Version Atalante 5 und das kleinere Schwestermodell Atalante 3. Selbstverständlich beide im superedlen Retro-Design. Beide Modelle konnte ich vor einiger Zeit beim Deutschland-Vertrieb B&T Hifi bereits kurz hören. Jetzt habe ich die Atalante 3 für einen ausführlichen Test in unserem Hörraum.

Edles Design

Dieser Test beginnt, wie immer, bei der optischen Begutachtung: Und die fällt ausgesprochen positiv aus. Im handverlesenen Walnussfurnier zeigt sich die Atalante 3 anspruchsvoll gestylt. Die Holzqualität des etwa 39 Zentimeter hohen Schallwandlers ist schlichtweg exzellent. Die Proportionen sind für meinen Geschmack perfekt. Saubere Kanten, ideale Spaltmaße und eine hochwertige Lackierung lassen diesen Zwei-Wege-Musikmacher regelrecht im Licht unseres Hörraumes erstrahlen. Auffällig ist das in jeweils eine Seitenwand eingelaserte Marken-Logo. Das sieht richtig gut aus. Das gilt auch für die waagerecht verlaufende Linie, die sich auf etwa 60 Prozent der Gesamthöhe wie ein Gürtel einmal um das Gehäuse zieht. Sie frischt das Design etwas auf, hat aber noch einen klanglichen Grund, auf den ich gleich noch zu sprechen komme. Frontseitig wird dieser Gürtel von einem kleinen, ebenfalls eingelaserten Marken-Logo unterbrochen. In einem Lautsprecher sitzt dieses Logo nahe dem linken, im anderen nahe des rechten Randes.

Ungleich – mit Grund

Das passt zur Platzierung der Hochtöner, die ebenfalls unzentriert über dem Mitteltöner verortet sind. Heisst: Die beiden Lautsprecher sind nicht identisch. Und diese Art der Platzierung hat einen guten Grund: Durch diese Nicht-Symmetrie lassen sich die Atalante 3 nämlich flexibler nutzen. Revival Audio beschriftet seine beiden Modelle zwar mit einem L und einem R, ich würde das aber eher als Empfehlung sehen. Tatsächlich kann die „falschseitige“ Aufstellung in manchen Wohnumgebungen bzw. für so manche Geschmacksrichtung auch die bessere Wahl sein. Jetzt noch ein Wort zur sichtbaren Technik: Die besteht hier aus einem großen, 18 Zentimeter durchmessenden Tiefmitteltöner und einem darüber thronenden 28 Millimeter Soft Dome-Hochtöner. Das Besondere hier: Revival Audio kauft nicht von der Stange, sondern entwickelt und produziert seine Chassis im französischen Elsass selbst. Verdeckt werden diese von optisch passenden, zweigeteilte Gewebeabdeckungen. Für jeden Treiber eine eigene und selbstverständlich magnetisch haftend.

Flexible Klangvoraussetzungen

Der Flexibilität dienen auch die mitgelieferten Schaumstoff-Stopfen. Steckt man diese in die rückseitigen Reflex-Öffnungen, verändert sich die Bassintensität. Das kennt man zwar auch von anderen Lautsprechern, in Verbindung mit dem Seitentausch der Atalante 3 lässt sich hier aber ein völlig neues Klangbild erzeugen. Ein Punkt, den man nicht unterschätzen sollte und der in so manch kritischer Wohnsituation entscheidende Vorteile liefern kann. Eine weitere Besonderheit sind die passenden Lautsprecherstative. Revival Audio bietet für jedes Modell ein eigenes. Diese Ständer sind so gefertigt, dass sie die Form des jeweiligen Schallwandlers weiterführen. So entsteht ein einheitliches, strukturiertes Gesamtbild. Höhenverstellbare Spikes helfen bei der perfekten Ausrichtung. Diese Stands (449 Euro/Paar) muss man zwar nicht zwingend kaufen, ich würde es jedoch dringend empfehlen. Damit der Lautsprecher nicht bei der ersten Berührung herunterfällt, werden die jeweiligen Kombinationen fest miteinander verschraubt. Passende Gewindelöcher und das zugehörige Befestigungsmaterial, inklusive Gummidämpfer, gehören selbstverständlich zum Lieferumfang.

Eingespielte Schrauben

Bevor es los geht, gilt es noch zwei Dinge zu beachten, die mir der deutsche Vertrieb noch mit auf den Weg gegeben hat: Die Revival Audios sollten ordentlich eingespielt sein. Das gilt für fast jeden Lautsprecher und wird von mir natürlich auch gemacht. Wie jedem Testprobanden gönne ich der Atalante 3 ganze 48 Stunden Dauerlauf am Stück. Der zweite Tipp klingt für mich etwas befremdlich: Man sollte zwischendurch auch mal die Schrauben der Chassis festziehen. Der Grund dafür liegt nicht etwa darin, dass die Revival-Mitarbeiter zu schwächlich wären. Nein, durch die ständigen Kräfte, denen das Chassis ununterbrochen ausgesetzt ist, kann es schonmal dazu führen, dass sich einzelne Schrauben leicht lösen. Eine Erfahrung, die der Vertrieb in der Vergangenheit schon mit anderen Marken gemacht hat. Ich halte mich an den Vorschlag, schließlich möchte ich das bestmögliche Klangerlebnis erreichen. Die Aktion ist letztlich aber überflüssig, alle Schrauben sitzen fest.

Blitzsauberer Grundton

Nach Abschluss der Warmspielzeit geht es endlich in den Hörtest: Die vorangegangenen Einspielphase hilft bei der Wahl des ersten Teststückes. In dieser agierte die schicke Zwei-Wege-Box bereits so dynamisch, satt und punchig, dass meine Neugier schnell erweckt ist. Nachvollziehbare Gründe also, auch den Soundcheck mit „Crystal Ball“ von Carolin No zu beginnen. Ein Song, das ich sehr gut kenne und entsprechend gern für meine Tests nutze. Energiegeladen, klar und melodiös. Ist der Play-Button meiner Tidal-Playlist gedrückt, wird der Hörraum mit Musik gefüllt. Obwohl der Song eher aufgeräumt ist, erlebe ich eine Impulskraft, die mich sofort in ihren Bann zieht. Was mir dabei besonders gut gefällt: Ich höre aktuell unter vergleichsweise geringem Pegel. Dennoch ist die Kraft, die dieser Track verströmt, förmlich zu spüren. Besonders gut gefällt mir dabei die Grundtonwiedergabe. Sie wird superschnell und blitzsauber aber niemals zu dominant von der Atalante 3 vorgetragen.

Wohldosierter Bass

Das ändert sich auch nicht, als ich kurz darauf den Pegel erhöhe. Der Grundton bleibt durchzugsstark und knackig. Das gefällt mir sehr gut. Auch, weil der Song dabei seinen luftigen Drive behält. Dazu passt dann auch die Tiefbasswiedergabe. Hier hält sich der französische Zwei-Wege-Wandler zwar etwas zurück, aber das tut dem Klangbild eher gut. Natürlich gibt es ähnlich große Mitbewerber, die deutlich tiefer hinunter spielen. Das imponiert vielleicht beim ersten Hinhören. In den meisten Fällen wirkt diese Abstimmung aber schnell negativ. Mit dem Abstieg in den Basskeller handeln sich kompakte Lautsprecher nämlich meist auch unkontrolliertes Gewummer ein. Dieses Gewummer führt dann leider dazu, dass man nur noch leise spielt und/oder schnell die Lust am Musikhören verliert. Exakt das ist hier nicht der Fall: Das Bassspiel der Atalante 3 ist wohldosiert. Zugleich beweist es reichlich Substanz und zeigt sich – soviel sei vorweg genommen – als absolut langzeithörtauglich.

Nach Vorgabe

Nun aber weiter im Test. Diesmal mit „Silence“ von Marshmellow feat. Khalid. Ein eher ruhiger Song, der in seinem weiteren Verlauf nach und nach rhythmischer wird. Auch das funktioniert hier sehr gut. Imposant ist bereits der räumliche Halleffekt. Das Klangbild zieht sich dabei bis an die physischen Standorte der Lautsprecher – und auch in die Tiefe. So entsteht eine tolle Raumdarstellung. In diesem Zusammenhang: Ich habe die Lautsprecher in unserem Hörraum so aufgestellt, wie vom Hersteller empfohlen. Die Hochtöner sind nach aussen gerichtet. Zudem stehen die Atalante 3 auf den optionalen Stands und sind ganz leicht auf den Hörplatz ausgerichtet. Der Wandabstand liegt bei ca. 40 Zentimetern. Die beschriebenen Schaumstoff-Stöpsel habe ich nicht verwendet. Dass das offensichtlich die richtigen Entscheidungen sind, beweist mir nun die Soundperformance. Die Musik ist klar und räumlich. Stimmen stehen in der Mitte zwischen den Lautsprechern und der Oberbass knallt, verschmiert aber nicht.

Komplexe Struktur

Moderner Elektropop funktioniert also schonmal sehr gut. Mit Donald Fagens „Morph The Cat“ wird es dann aber eine Spur anspruchsvoller. Ein Song, den ich ebenfalls gern zu Testzwecken verwende. Die Begründung dafür ist einfach: Der US-Amerikanische Sänger und Songwriter ist Perfektionist. Das gilt für seine Musik, wie für die Qualität der Aufnahmen. Und die blitzt hier regelrecht auf. Beginnend bei der markanten Stimmreproduktion – die ihren festen Platz selbstverständlich fest zwischen den beiden Lautsprechern hat. Ganz nebenbei liefern meine Testgäste auch sämtliche Details – und davon gibt es reichlich. Der Song ist zwar komplex, erscheint aber nicht so. Das gleiche gilt für den Text. Fagen singt von einer überdimensionalen Katze, die über Manhattan schwebt und den Menschen die Realität erträglicher erscheinen lässt. Die Lyrics sind vielschichtig, etwas verwirrend und vielleicht auch dem Konzept des Albums geschuldet. Geschmackssache. Keine Geschmackssache ist der Klang. Der ist nämlich erstklassig.

Feindetails & Energie

Der Bass ist Schwarz, wenngleich die Atalante 3 auch jetzt nicht ganz in den Basskeller hinabsteigen. Müssen sie aber auch nicht, das Klangbild gefällt auch so. Und über zu wenig Bass wird sich hier vermutlich eh niemand beschweren. Die Zwei-Wege-Wandler erzeugen eine ordentliche Körperhaftigkeit. Dazu addiert sich der drahtige Grundton. Der ist kein bisschen verzerrt oder ausgefranzt. Oberbässe kommen schnell und sind auch genauso schnell wieder weg. So wirkt die Wiedergabe hochenergetisch, zugleich aber wohlstrukturiert. Stellt sich nur die Frage: Lauter machen und sich vom Grundton treiben lassen? Oder unter der vielzitierten Zimmerlautstärke bleiben und die Vielfalt des Songs genießen, die sich erst bei genauerem Hinhören zeigt? Das beginnt bei leisen, sehr feinen Tönen und geht bis zum brachialen Dampfhammer. Dieser Song bietet beides und der Atalante 3 gelingt es auch beides wiederzugeben. Wofür man sich entscheidet, bleibt letztlich dem Hörer überlassen.

Leise bis dynamisch

Ebenfalls mehrfach kann man sich das folgende Teststück anhören: „Medellin“ von Madonna. Ein Song, der selbst vielen Madonna-Fans wenig sagen wird. Zu Unrecht, denn „Medellin“ gehört meiner Meinung nach zu den stärksten Tracks der Pop-Königin. Dafür gibt es einige Gründe: Beispielsweise ist das Stück für einen Radio-Song überraschend gut produziert. Dazu liefert er viele Facetten und ist erstaunlich druckvoll abgemischt. Wer seine heimischen Lautsprecher also mal ordentlich fordern will, sollte sich diesen Titel unbedingt mal auf die Playlist holen. Beginnend beim flüsternden Intro bis hin zum druckvollen Höhepunkt passt die Struktur perfekt. Das liegt auch bei den vielen kleinen Details. Dazu gehören der Hall, die wohldosiert eingesetzten Backgroundsänger und die zwischenzeitlichen Synthie-Passagen. Über einen kleinen Bluetooth-Speaker mag all das vielleicht nicht beeindrucken. Über bessere Lautsprecher wiedergegeben, aber wohl. Dann passt ein Detail zum anderen. Ebenso wie ein Puzzlestück, das an der richtigen Stelle ausgelegt wird.

Ins Blut

Exakt das ist hier der Fall. Der Sound baut sich sehr schön auf. Nach und nach und durchgängig homogen. Die Musik ist druckvoll, agil und wie an einer Schnur gezogen. Und die Bühne ist erneut breit und auch tief. Die Instrumente bleiben akustisch im Hintergrund, gehen aber nicht unter. Präsent sind dafür die Stimmen der beiden Künstler – auch wenn sie nicht ganz an einem Punkt in der Mitte der Klangbühne verharren. Das liegt aber nicht an den Revival Audios oder deren Aufstellung, sondern stellt den vielleicht einzigen Kritikpunkt der Aufnahme dar. Trotzdem packt der 2018 bei den MTV Music Awards uraufgeführte Song sofort. Während der in Medellin geborene Sänger in spanischer Sprache bleibt, übernimmt Madonna den Hauptteil und liefert auch die Cha-Cha-Cha-Rhythmen. So entsteht ein hochlebendiger Sound im Latin-Stil, der gleich ins Blut übergeht. Und das ist es doch, was wir von der Musik erwarten.

Fazit

Mit der Atalante 3 gelingt Revival Audio der beeindruckende Einstieg in die audiophile Musikwiedergabe. Dieser Lautsprecher löst fein auf und liefert eine räumlich imposante Darstellung. Imposant ist auch die blitzsaubere und straffe Grundtonwiedergabe. Mitten und Hochton gehen homogen ineinander über. So entsteht ein wirklich kongruentes Klangbild, das sowohl in leisen wie lauten Passagen begeistert. Zum Sound kommen exzellente Material- und Verarbeitungsqualitäten. Besonders angetan haben es mir die kleinen Details wie die eingelaserten Markenlogos oder die zweigeteilte Gewebeabdeckung. Das alles hat seinen Preis, aber den sind diese kompakten Zwei-Wege-Schallwandler auf jeden Fall wert.

Test & Text: Roman Maier
Fotos: Björn Kanka

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