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Testbericht der ATALANTE 5 –

Stereoplay 2023-02

Gelungene Premiere
Wenn gleich die erste Box eines neuen Herstellers überzeugt, so ist das bestimmt kein Zufall: Denn die Atalante 5 von Revival Audio trägt jahrzehntelange Entwicklungserfahrung in sich – und sie macht süchtig.

Revival Audio ist zwar eine brandneue Lautsprecherschmiede aus dem Elsass, doch die Macher dahinter sind in Sachen HiFi alles andere als unbeleckt.
So kann Mitgründer und Chefentwickler Daniel Emonts auf eine jahrzehntelange Erfahrung zurückschauen: Der Franzose verhalf Volkswagen und Opel zu gutem Car-HiFi-Sound und war für Lautsprecherhersteller höchsten Anspruchs wie Focal JM-Lab und zuletzt Dynaudio tätig.
Bei eben jener dänischen Firma arbeitete auch der zweite Revival-Gründer Jacky Lee. Er bekleidete dort fünf Jahre lang verschiedene Positionen, zuletzt den des Chief Commercial Officers, also obersten Produktmanagers, Vertriebs- und Vermarktungschefs. Zusammen gründeten sie 2021 ihre Lautsprecher-Manufaktur, die stolz darauf ist, dass ihre Produkte in Frankreich designt, entwickelt und gebaut werden. Den Weg zu deutschen Kunden finden diese über Stefan Beckers in Erkrath beheimateten BT-Hifi-Vertrieb.

Elegant und ein bisschen Retro

Bei der Namensgebung hat man sich der griechischen Mythologie bedient: Die jungfräuliche Jägerin Atalante konnte es in Schnelligkeit und Stärke mit allen Männern ihrer Zeit aufnehmen – beides Attribute, so viel vorweg, die dieser ausgewachsene 3-Wege-Lautsprecher mit fettem 12-Zoll-Bass und Mittelton-Kalotte mitbringt. Trotz seines großen Basstreibers und der breiten Schallwand wirkt die Atalante unaufdringlich elegant: Tieftöner und Mittel-/Hochtoneinheit sind optisch mittels einer Furnier-Einlage mit horizontaler statt vertikaler Maserung und dem laser gravierten Firmenlogo voneinander abgesetzt. „Belt & Knot-Design“ heißt dieses Styling, das in Zusammenarbeit mit der Design-Agentur A+A Cooren entstand. Die mitgelieferten zweiteiligen aus grauem Stoff gefertigten Chassis-Abdeckungen haften magnetisch. An der Rückseite befinden sich zwei Bassreflex-Ports und ein Single-Wire-Terminal. Keine abgerundeten Kanten, kein Schnickschnack – aber alles fein verarbeitet, so wie es sich für Lautsprecher für 5.190 Euro das Paar gehört. Für 499 Euro bekommt der Kunde passende Ständer, die sich bei kleineren Hörabständen empfehlen, wenn die leichte Neigung nach oben nicht ausreicht.

Ein Zylinder aus Holz sorgt für eine leichte Anwinkelung – so lässt sich die Box bei größeren Hörabständen auch am Boden platzieren.

Aus Vulkangestein gemacht

Technisch hat die Atalante 5 interessante Merkmale aufzuweisen: Zunächst werden alle Treiber von Revival selbst gefertigt. Der Tieftöner ist aus einem dreilagigen Sandwichmaterial gefertigt, dessen leichter Metallglanz vom verwendeten Basalt, einem Vulkangestein, kommt. Der Hersteller schreibt dazu, dass die Basaltfasern steifer als Kevlar und noch dazu nachhaltiger seien, weil sie nicht auf Erdöl basieren. Zur Kostenoptimierung und aus Gründen des Umweltschutzes hat man sich für einen Magnetantrieb aus Eisen (Ferrit) statt dem Seltenerdmetall Neodym entschieden – die geringere spezifische Stärke (Remanenz) konnte durch mehr Volumen wettgemacht werden.

Einfach und schön: die Frequenzweiche der Atalante Fünf Kondensatoren, vier Spulen und ebenso viele Widerstände besorgen die passgenaue Aufteilung des Musiksignals an Tief-, Mittel- und Hochtöner. Es gibt aufwendigere, schärfer separierende Weichen – doch wenn der Hersteller auch die Chassis selbst entwickelt, ist das Prinzip so wenig Weiche wie möglich vorteilhaft: Weniger Bauteile sorgen schließlich für eine direktere Kopplung von Verstärker und Lautsprecher. Hübsch – die goldene Beschriftung der Kondensatoren mit Werten und Firmenlogo.

Als Nebeneffekt führt der große Magnet zusammen mit dem luftig designten Korb Hitze aus der Schwingspule gut ab – wichtig für die Belastbarkeit bei hohen Schallpegeln. Der zwischen 400 und 4000 Hz aufspielende Kalotten-Mitteltöner ist zweifelsohne ein Hingucker, bietet gegenüber den gebräuchlicheren, meist größeren Konusmitteltönern den Vorteil einer homogeneren Abstrahlung. Potenzieller Nachteil –weniger Fläche erfordert für gleichen Schallpegel mehr Hub. „ARID“-Dämpfungskammern mit ringsum asymmetrisch angeordneten Stegen minimieren beim Mittel- und Hochtöner Resonanzen. Soweit das Versprechen – doch wie klingt’s?

Die Atalante klingt wie ein Rolls-Royce fährt: jederzeit souverän, aber nie angeberisch oder aufdringlich

Souveräner Bass, seidige Mitten, das Messlabor jedenfalls sagt: echte 30 Hz, kaum Wellen im Frequenzgang, herausragende Klirrarmut im Mittel-/Hochton, satte 109 Dezibel Maximalpegel
im Bass, kein Nachschwingen im Wasserfalldiagramm und unkritische elektrische Eigenschaften. Das lässt hoffen. Für den Hörtest schlossen wir die Atalante an den Rotel RA-6000 an) der
mit guten 500 W an 3 Ohm durchaus nicht überdimensioniert ist. Zum normalen Hören braucht es diese Power natürlich nicht, auch wenn es verdammt Spaß macht, es mit der Atalante richtig krachen zu lassen!


Ihre großen Tieftöner wuchten einen schlackenfrei, erdigen Tiefbass mit enormer Selbstverständlichkeit bar jeder Topfigkeit in unseren fordernden, weil Bassschluckenden Hörraum. Hörtipp: Auf Daft Punks Album „Random Access Memories“ finden sich zuhauf groovende Bässe, die nicht so nervig tot komprimiert wie frühere Werke des französischen Electro-Duos daherkommen. Es mumpfelt auch nichts, blitzschnell knallen die Drums von Billy Cobham’s Glass Menagerie im Stück “AC/DC“. Den Mittelton stellten wir mit Mireille Mathieu in „Pourquoi mon Amour“ sowie mit Reinhard Meys Live-Konzerten auf die Probe: Extrem körperlich, und egal, wie laut man dreht (auch wenn das bei Chansons nicht angebracht ist), es zeigt sich keine Spur von Schärfe, jederzeit bleibt der Vortrag kontrolliert.
Bestenfalls die Ohren des Autors ermüdeten bei den hohen Pegeln irgendwann. Die Atalante bildet schön breit ab und nimmt es dank ihrer breiten horizontalen Abstrahlung nicht krumm, wenn man mal nicht exakt in der Mitte sitzt. Die Tonalität ist unaufdringlich bis warm, keine störende Farbigkeit, die große Raumdarstellung macht Spaß. Bei intimer Kammermusik fällt auf, dass Details wie das Anstrichgeräusch von Solo-Violinen, etwa auf der Bach-Sonate BWV 1003, gespielt von Midori, manche Boxen wie Cantons Vento 9 präsenter, offensichtlicher reproduzieren. Hier ist die richtige Höhe entscheidend:
Präsenz und Transparenz hängen recht stark vom vertikalen Hörwinkel ab, weshalb man unbedingt mit dem Abstand bzw. mit passgenauem Anwinkeln experimentieren sollte.

Der optionale Ständer sorgt für eine ideale Platzierung in kleineren Räumen.


Fazit:

Ein eleganter, großer Lautsprecher zum Genießen und zum Gasgeben – nur für wirklich kleine Räume und zur Suche nach kleinen Aufnahmefehlern ist er nicht so recht gedacht. Unseren Premierenapplaus jedenfalls bekommt er!
Florian Goisl

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